Neben dem Schulabschluss gibt es für junge Leute noch ein weiteres Ziel, das sie mit allem Elan verfolgen – das Bestehen der Autoprüfung. Der Führerausweis fürs Auto ist heute so wichtig wie nie, was nicht zuletzt mit den gestiegenen Anforderungen der Arbeitgeber zu tun hat. Es könnte jedoch sein, dass man in Zukunft keine Autoprüfung mehr ablegen muss, um ein Automobil steuern zu dürfen – das autonome Fahren macht es möglich.
Der Fahrer wird zum Passagier
Ohne Führerausweis fürs Auto hinter dem Steuer eines PS-starken Autos sitzen – im ersten Moment klingt dies mehr als verlockend. Wenn es nach den Vorstellungen der Tüftler in den grossen Autokonzernen geht, soll das Auto demnächst die gesamte Arbeit übernehmen. Der Fahrer wird zum Passagier und kann in aller Ruhe die vorbeiziehende Landschaft betrachten. Statt für die Autoprüfung zu büffeln, können junge Leute demnächst für die Schule lernen und ihre Freizeit geniessen – so die Theorie.
Die Praxis nicht leider nicht so rosig aus wie das beschriebene Szenario. Zwar gibt es bereits Autos, die autonom fahren – der Führerausweis fürs Auto ist jedoch weiterhin Pflicht, wenn man sich ins Cockpit eines Kraftfahrzeugs setzen will. Hinzu kommt, dass die Technik noch längst nicht perfekt ist. In den Vereinigten Staaten gab es bereits einen Todesfall, als die Kamera eines Tesla-Sportwagens einen Lastwagen übersah. Zu dem Unfall kam es, als ein Sattelzug an der Kreuzung eines Highways in der Ortschaft Williston vor dem selbstfahrenden Auto links abbog. Der Lkw befand sich vor einem bewölkten Himmel und wurde deshalb nicht als Hindernis erkannt.
Droht die Totalüberwachung?
Abgesehen von gewissen technischen Problemen gibt es in Bezug auf selbstfahrende Autos gravierende Sicherheitsbedenken. Wer in früheren Zeiten nach der bestandenen Fahrprüfung einen Führerausweis fürs Auto ausgehändigt bekam, fuhr in den folgenden Jahren mit Autos, die noch rein mechanisch funktionierten. Die wenigen elektronischen Teile waren nicht miteinander vernetzt und konnten von unbefugten Dritten nicht manipuliert werden.
Ganz anders stellt sich die Situation in der heutigen Zeit dar: Autos, die in diesen Tagen vom Band laufen, sind mit Elektronik geradezu überfrachtet. Für gewiefte Hacker ist es ein leichtes, in die Bordsysteme einzudringen und die Kontrolle über den Wagen zu übernehmen. Das Schlimme daran ist, dass kaum jemand, der den Führerausweis fürs Auto erwirbt, davon weiss. Zwar werden in der theoretischen Autoprüfung auch einige technische Fragen gestellt, doch nur die wenigsten Fahrschüler sind sich darüber im Klaren, dass sie in einem riesigen Computer unterwegs sind.
Neben den vielfältigen Manipulationsmöglichkeiten ist das autonome Fahren noch aus einem weiteren Grund riskant. Da die Bordsysteme mit dem Internet verbunden sind, besteht die Gefahr, dass die Insassen abgehört werden. Technisch gesehen ist es problemlos möglich, sämtliche Gespräche, die während der Fahrt geführt werden, über eine „Backdoor“ mitzuschneiden. Die Mobilgeräte der Passagiere lassen sich ebenfalls leicht anzapfen, sobald man Zugang zum Bordcomputer hat.
Fazit
Es werden wohl noch viele Jahre ins Land gehen, bis die Autoprüfung und der Führerausweis fürs Auto obsolet werden. Die Fahrausbildung befähigt den Schüler, in kritischen Situationen angemessen zu reagieren – eine Fertigkeit, die im Strassenverkehr unabdingbar ist. Auch wenn die Technologie Fortschritte macht, ist sie noch lange nicht perfekt. Letztendlich kann ein ausgefallener oder fehlerhaft arbeitender Autopilot nur dann adäquat ersetzt werden, wenn man einen Führerausweis fürs Auto und ein Mindestmass an Fahrerfahrung besitzt.
